Motivationsschreiben für das Studium
Bei an Hochschulen oder Organisationen gerichtete Bewerbungen um einen (Master-) Studienplatz, ein Auslandssemester oder ein Stipendium ist das Motivationsschreiben meist das einzige Bewerbungsschreiben. Da es sich folglich nicht um ein ergänzendes Dokument wie bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz handelt, unterliegt es genauen Vorgaben und wird nicht als Seite drei oder dritte Seite bezeichnet. Auch inhaltlich existieren je nach Verwendungszweck wichtige Unterschiede.
Brauche ich ein Motivationsschreiben für das Studium?
Selbst wenn man während der Schulzeit und dem Studium hier und da schon mal ein Praktikum absolviert hat oder einem Ferienjob nachgegangen ist, gibt der Lebenslauf eines (angehenden) Studenten meist wenig her. Um neben den Noten einen weiteren Anhaltspunkt zur Bewertung der Eignung eines Bewerbers zu haben, greifen Hochschulen und Förderprogramme gerne auf Motivationsschreiben zurück. Wie der Name bereits verrät, soll es die Motivation des Bewerbers widerspiegeln und darüber hinaus erste fachliche Vorkenntnisse und relevante Charakterzüge des Bewerbers beinhalten.
Oft hilft es, vor dem Verfassen eines Motivationsschreibens ein kleines Brainstorming zu machen. Sammeln Sie Ihre Gedanken, warum Sie sich für den Studienplatz oder Auslandsaufenthalt bewerben.
Motivationsschreiben Studium – Mögliche Gestaltung
Vorgaben zu gewünschten Formalitäten sind in der Regel auf der Webseite der Universität, der Organisation oder des Förderprogramms zu finden. Diese Vorgaben sollten Sie dringlichst befolgen, da bei der Vielzahl an Bewerbungen die Einhaltung der Vorschriften häufig schon eines der ersten Auswahlkriterien ist. Sind keine klaren Vorschriften gegeben, sollten Sie sich grob an den Aufbau eines klassischen Bewerbungsschreibens halten.
Generell bestehen für die Gestaltung des Motivationsschreibens für ein Studium 2 Möglichkeiten:
Im Stil eines Anschreibens
Die erste Variante entspricht im Großen und Ganzen sehr den Formalia eines normalen Anschreibens, da auf das klassische Bewerbungsschreiben verzichtet wird. Auf einen vollständigen Briefkopf (Ihre Adresse und die Adresse des Empfängers) folgen Betreffzeile, im Optimalfall die direkte Anrede des Ansprechpartners. Der gesamte darauffolgende Text wird als Fließtext verfasst.
Klassische Gestaltung eines Motivationsschreibens
Die zweite Variante entspricht eher dem Aufbau des Motivationsschreibens einer Bewerbung um einen Arbeitsplatz. Diese Variante wird normalerweise nur dann gewählt, wenn die Formalia in einem gesonderten beiliegenden Schriftstück, beispielsweise in einem herunterladbaren Formular der Hochschule, abgehandelt werden. Auf Briefkopf, Betreffzeile und Anrede wird in diesem Fall ganz verzichtet. Nach einer prägnanten Überschrift folgt ein aussagekräftiger Fließtext.
Egal für welche Variante des Aufbaus Sie sich entscheiden – die Länge Ihres Motivationsschreibens sollte im Regelfall 1,5 bis 2 DIN A4-Seiten betragen. Da jede Hochschule dies anders handhabt, müssen Sie sich im Vorfeld über die genauen Vorgaben informieren. Diese Vorgaben können nicht nur von Hochschule zu Hochschule, sondern auch intern zwischen Studiengängen variieren.
Der Inhalt – das gehört in ein Motivationsschreiben für das Studium
Der inhaltliche Umfang eines solchen Anschreibens variiert je nach Verwendungszweck.
Bewerbung um einen (Master-) Studienplatz
Keine Universität oder Fachhochschule verzeichnet gerne eine hohe Quote an Studienabbrechern. Deshalb ist es wichtig, dass Sie durch Ihr Anschreiben deutlich machen, wie Sie sich das Studium vorstellen und dass Sie das Studium ernsthaft und zielstrebig betreiben werden. Fachliche Vorkenntnisse sind natürlich immer vorteilhaft, bei einem Studium geht es aber vor allem um eine Ausbildung. Häufig bringen Menschen mit viel Vorwissen weniger Lernmotivation mit als Einsteiger.
Um sich von anderen Bewerbern abzugrenzen, sollten Sie Ihre persönlichen Stärken hervorheben und Ihre Zukunftsziele verdeutlichen.
Auf persönlicher Ebene sind Faktoren wie der familiäre Hintergrund oder ehrenamtliches (soziales) Engagement ebenfalls nützlich, um einen positiven Gesamteindruck zu erzeugen.
Neben der Beschreibung Ihrer Interessen, Wünsche und Ziele dürfen Sie eine weitere Sache nicht aus den Augen verlieren: Ihr Umfeld. Wie stellen Sie sich den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden vor? Inwiefern können Sie sich für die Universität gewinnbringend engagieren? Warum passen ausgerechnet Sie so gut zu der Hochschule?
Wichtig ist, dass sie klar argumentieren und ein roter Faden in Ihrem Text erkennbar ist. Erklären Sie schlüssig, warum Sie für den Studiengang besonders gut geeignet sind und weshalb das Studium für die Verwirklichung Ihrer beruflichen Ziele unabdingbar ist. Besonders hilfreich für eine überzeugende Argumentation können Broschüren und der Internetauftritt der Hochschule sein. Dort stellt die Universität ihre Werte und Mentalität vor und bietet Ihnen gute Anhaltspunkte, auf die Sie in Ihrem Text eingehen können.
Checkliste: Inhalt Motivationsschreiben für einen Studienplatz
- Persönliche Stärken
- Berufliche und persönliche Ziele
- Persönliche Faktoren wie familiärer Hintergrund, Ehrenämter, etc.
- Zielstrebigkeit und Interesse
- Umgang mit dem Umfeld
Beispiel: Motivationsschreiben für das Studium „Soziale Arbeit“
Bei der Bewerbung um ein Studium der Sozialen Arbeit sind Motivationsschreiben besonders häufig gefordert. Das liegt mitunter daran, dass die Eignung für ein solches Berufsfeld schwer anhand von Noten zu messen ist. Die intrinsische Motivation für dieses Studium und einen anschließenden Beruf in diesem Bereich ist ein viel wichtigerer Faktor. Deshalb ist hier der Nachweis von ersten praktischen Erfahrungen auch unabdingbar.
Durch Ihr Motivationsschreiben für den Studiengang „Soziale Arbeit“ sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- Wer sind Sie?
- Wie kommen Sie darauf, soziale Arbeit studieren zu wollen?
- Welche beruflichen Ziele verfolgen Sie und wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?
- Wieso möchten Sie gerade an dieser Hochschule studieren?
Bewerbung für ein Auslandssemester / Erasmus
Erasmus ist das wohl bekannteste Austauschprogramm für europäische Studierende. Aber auch Programme wie Promos bieten Ihnen die Möglichkeit, das Studieren in anderen Ländern kennenzulernen.
Doch was ist die richtige Motivation für ein Auslandssemester? Sonne, Strand, Meer und Party sind für Sie persönlich vielleicht wichtigen Motivationsfaktoren, überzeugen eine Universität jedoch nicht, Ihnen einen Studienplatz anzubieten.
Für den Auslandsaufenthalt sind der fachliche und persönliche Mehrwert wichtig. Sie sollten begründen können, warum eben diese Uni einen Mehrwert für Sie darstellt und inwiefern sie zu Ihrem geplanten Studienverlauf passt. Informieren Sie sich also gut über das Kursangebot an der Gasthochschule Ihrer Wahl.
Bei einem Motivationsschreiben für ein Auslandssemester sind neben der fachlichen Komponente die Aspekte Sprache, Kultur und Soziales von großer Bedeutung. Stellen Sie auf informative und argumentative Art und Weise dar, dass Sie sich bereits mit den Gegebenheiten, Traditionen und Gewohnheiten vor Ort auseinandergesetzt haben. Stellen Sie eine Verknüpfung zu Ihnen und Ihrer Persönlichkeit her und unterstreichen Sie Ihre Anpassungsfähigkeit. Ein kurzer Satz zu Ihrem Sprachniveau sollte ebenfalls enthalten sein.
Welche persönlichen wie fachlichen Ziele und gewünschte Entwicklungen Sie sich von dem Auslandsaufenthalt erhoffen, sind weitere, gern gesehene Inhalte einer Bewerbung um ein Semester im Ausland.
Checkliste: Inhalt Motivationsschreiben für ein Auslandssemester / Erasmus
- Fachlicher und persönlicher Mehrwert
- Übereinstimmung der Studienverlaufspläne
- Begründung der Auswahl der Hochschule
- Sprachkenntnisse
- Wissen über Kultur, Traditionen und Gegebenheiten vor Ort
- Entwicklungsziele
Bewerbung um ein Stipendium
Da es sich bei Stipendien oft um kostspielige Unterfangen handelt, ist der Bewerbungsprozess in der Regel klar reguliert. Der Stil des Anschreibens ist darüber hinaus sehr formell.
Stellen Sie sich zunächst kurz vor. Danach kommt die Stiftung ins Spiel: Warum haben Sie sich ausgerechnet für dieses Stipendium entschieden und warum passen Sie so gut zu der Stiftung? Stiftungen basieren in der Regel auf gewissen Werten, die Sie widerspiegeln sollten, um die entscheidenden Personen zu überzeugen.
Der Empfänger – das Motivationsschreiben an den richtigen Adressaten richten
Um die Chancen auf eine Zusage zu erhöhen, ist es gut, den richtigen Adressaten Ihres Anschreibens zu kennen. Dies zeigt, dass Sie sich im Vorfeld informiert haben und reduziert das Risiko, dass Ihre Bewerbung überhaupt nicht gelesen wird.
Bei Stiftungen und Universitäten finden Sie diese Informationen in der Regel zusammen mit allen anderen Bewerbungsinformationen. Bei Auslandsaufenthalten geht die Bewerbung meist zunächst an eine zuständige Person an Ihrer Heimhochschule. Wenn sie die erste Auswahlrunde übersteht, wird sie an die potentielle Gasthochschule weitergeleitet. Detailliertere Informationen diesbezüglich erhalten Sie von Ihrer Hochschule.
Sollten auf den entsprechenden Webseiten keine Informationen enthalten sein, scheuen Sie sich nicht davor, zum Telefon zu greifen. Sie sollten vorher jedoch wirklich sicher sein, dass die Informationen nicht online zu finden sind.